Einen Katzensprung vom Bensberger Busbahnhof entfernt liegt Optik Wolf. Die Front zur Schlossstraße hin ist schmal, was sich aber nicht in der Auswahl im Laden widerspiegelt: Im Verkaufsraum ist jeder Meter sinnvoll genutzt, an die 1000 Brillenmodelle finden sich hier an Wänden und in Schubladen.
Das scheint jedoch nicht der einzige Grund zu sein, warum KundInnen hier gerne mal länger verweilen. Genauso wenig wie die High-Tech-Geräte, mit denen sich Optik Wolf von der Konkurrenz abhebt.
Da ist noch etwas anderes: Gleich nach Betreten des Geschäfts stellt sich ein Gefühl von Ruhe ein. Die Klimaanlage summt leise und gleichmäßig, die Zeit scheint langsamer zu laufen.
Es braucht nur wenige Minuten Gespräch mit den Inhabern, um zu verstehen, woher dieses Gefühl rührt. Bernhard und Monika Wolf sind entspannt, leise und bodenständig. Das überträgt sich natürlich auf das Team – neben den Wolfs zwei Meister und eine Gesellin –, auf den Laden und am Ende auch auf die Menschen, die ihn betreten.
1996 ging „Optik Wolf“ von Helmut Wolf an dessen Sohn und Schwiegertochter über. 14 Jahre später renovierten sie den kompletten Verkaufsraum und die Werkstatt.
Seither haben die Wolfs etwas, das sie von den meisten anderen Optikern unterscheidet: ein Arsenal an technischen Geräten, mit dem sie ihre KundInnen rundum versorgen können.
„Mit den Geräten können wir Dingen auf den Grund gehen, wenn wir mit der üblichen Technik an unsere Grenzen kommen“, sagt Bernhard Wolf. Wenn eine Kundin zum Beispiel bei der regulären Messung sagt, in der Mitte sehe sie gut, aber am Rand sei alles undeutlich, weiß Wolf: Da stimmt etwas nicht.
Er setzt die Kundin dann vor den Easyscan und fotografiert ihre Netzhaut. Eine Diagnose darf er als Optiker nicht stellen, aber er kann seine Kundin auf ein Problem aufmerksam machen – und sie damit zum Arzt schicken.
Bevor Wolf die anderen Geräte zeigt, sagt er: „Die Technik hilft uns, weiterzukommen, aber sie ist nicht das Entscheidende. Das ist für uns der persönliche Kontakt. Wir nehmen uns sehr viel Zeit für die Beratung, um herauszufinden, was der Bedarf ist, und um dann das Optimum rauszuholen.“
Das ist also die Philosophie von Optik Wolf. Persönliche Kommunikation, ergänzt durch High-Tech-Geräte.
Hinweis der Redaktion: In der Serie „Bensberg entdecken” stellt das Bürgerportal mit der Interessensgemeinschaft Bensberger Handel (IBH) das vor, was die Bensberger City ausmacht: Gute, vielfach von Inhabern geführte Fachgeschäfte. Den Auftaktartikel „Bensberg startet neu durch” finden Sie hier.
Die digitale Betreuung beginnt beim Sehtest. Die computergesteuerte Messung am Autorefraktometer gibt eine erste Richtung vor und findet zum Beispiel Hornhautverkrümmungen. Die Werte druckt Wolf aus und nimmt sie mit in den Nebenraum – zum klassischen Sehtest.
Dafür hat er einen ganz klassischen Sehzeichen-Projektor. Allerdings kann der, neben den bekannten Zahlen- und Buchstabenreihen, noch etwas anderes: Vor dem Auge der Kundin entfalten sich 3D-Landschaften, scheint ein Schmetterling aus dem Bild heraus zu flattern, schweben im Hintergrund Heißluftballons.
Die 3D-Messung ist schneller, genauer und entspricht mehr dem natürlichen Sehen als das Zeichen-Vorlesen, bei dem erst das eine, dann das andere Auge abgedeckt wird. Und mehr Spaß macht es nebenbei auch noch.
Am Keratographen nimmt Wolf eine Art Landschaftsaufnahme der Hornhaut vor. Der Computer zeigt ihm die verschiedenen Krümmungen. „Hier kann ich zum Beispiel schon sehen, wie harte Kontaktlinsen sitzen müssen“, sagt er.
Für Menschen, die besonders schlecht sehen, hat sich Optik Wolf seit einiger Zeit auf ein besonderes Angebot spezialisiert: Visolux digital HD ist eine digitale Lupe, mit der sich Texte (oder was auch immer man anschauen möchte) auf ein Vielfaches vergrößern lassen. „Damit haben wir in ein Wespennest gestochen“, sagt Wolf, „es gibt viele Leute, die das brauchen.“ (Hier finden Sie mehr Infos zum Gerät.)
Für die KundInnen, die einfach nur eine Brille benötigen, geht es mit den richtigen Werten zurück in den Verkaufsraum. Die Modelle, die die Wolfs hier anbieten, wählen sie nach zwei Kriterien aus: Die Hersteller sollten möglichst in Deutschland oder anderen europäischen Ländern produzieren, wegen der guten Qualität. Und die Brillen müssen ihnen selbst gefallen.
Optik Wolf hat auch eine Hausmarke. Sie heißt, passend zu Bensberg, „Schlossblick“ und bietet verschiedene Kollektionen, von auffälligen Kunststofffassungen über dezente Metallgestelle bis hin zu Halbrandbrillen. Viele Modelle sind individualisierbar.
Und noch eine Reminiszenz an Bensberg findet sich in der „switchit“-Reihe, einer randlosen Brille mit einer Vielzahl an Wechselbügeln. Die Heimat-Kollektion bildet die Skyline der Stadt auf dem Bügel ab, unterstrichen mit dem eindeutigen „Bensberg“-Schriftzug – „und für Hardcore-Fans gibt es die Variante mit dem Wappen“, sagt Wolf und lacht.
Da es für kurzsichtige Menschen oft schwierig ist, sich ohne Sehkorrektur richtig im Spiegel zu sehen, haben die Wolfs einige iPads. Sie fotografieren die KundInnen mit den ausgewählten Gestellen, so dass sie sich selbst ein gutes Bild machen können.
Ist ein Modell gefunden, stellen sich die KundInnen noch einmal vor den Spiegel. Aber nicht vor einen normalen Spiegel: Der Visioffice fotografiert den Augenausschnitt und zeigt auf einem Computerbildschirm genau an, wo der Kunde durch die Brille durchguckt.
Mit all diesen Daten werden schließlich die Gläser bestellt. Wolf betont: „Bei uns sind alle Gläser optimal dünn.“ Innerhalb weniger Tage treffen sie in der Regel ein, dann folgen die nächsten Arbeitsschritte in der Werkstatt hinter dem Verkaufsraum.
Im Scheitelbrechwertmesser können die Optiker die Gläser noch einmal ausmessen. Damit ist es auch möglich, die Werte einer fertigen Brille zu bestimmen und diese nachzuproduzieren. Etwa wenn die Gläser verkratzt sind, oder wenn jemand eine Zweit- oder eine Sonnenbrille in der gleichen Stärke bestellen möchte.
Das ausgewählte Gestell kommt in den Tracer, der die Fassungsform abtastet und sie als digitale Datei an den CNC-Schleifautomat weitergibt. Hier wird das Glas in Sekundenschnelle passgenau eingeschliffen. Eine Maßanfertigung, sozusagen.
Dadurch können die Wolfs auch die Form randloser Brillenmodelle individuell anpassen. Apropos anpassen: Das geht bei Optik Wolf nicht nur digital, sondern auch in Handarbeit.
Monika Wolf liegt das bis heute am Herzen. „Ich wollte immer was mit den Händen machen und das fertige Produkt sehen“, erzählt sie. Als die Wolfs ihr Handwerk lernten, machten Optiker noch deutlich mehr mit den Händen als heutzutage. An der Höheren Fachschule für Augenoptik mussten sie ein Meisterstück anfertigen: Schleifen, Feilen, Löten, alles dabei.
Mittlerweile geht es immer mehr um medizinische Messtechniken – das, was Bernhard Wolf und sein Team sich nach der Meisterprüfung selbstständig angeeignet haben. Er kann also guten Gewissens ein Stück sagen: „Wir können alles.“ Natürlich nicht, ohne ein leises Lachen folgen zu lassen.
Ein schöner Slogan für Optik Wolf, könnte man meinen. Aber der geht anders: „Optik Wolf… damit ich dich besser sehen kann!“
Als Wolf erzählt, wie der Spruch entstanden ist, muss er wieder lachen. „Unsere Tochter, heute 20, war acht Jahre alt. Sie wollte, dass ich mit ihr spiele. Ausgerechnet Rotkäppchen und der böse Wolf.“ Rollenspiele waren nicht sein Ding. Aber da kam ihm die Idee.
In ihrem Rotkäppchen-Kostüm wurde die Tochter das erste Werbemotiv zum neuen Slogan. Von den Eltern selbst fotografiert.
Bis heute legen die Wolfs Wert auf natürliche Werbegesichter. Die finden sie direkt in ihrem Laden. Einmal im Jahr engagieren sie eine Fotografin und eine Stylistin und laden bis zu 15 KundInnen zum Shooting ein.
Die Fotos zieren dann zum Beispiel das Schaufenster, Gutscheine oder Werbeanzeigen. „Wir wollen einfach ganz normale Leute haben“, sagt Bernhard Wolf. Leute wie die Wolfs selbst.
Kontakt:
Optik Wolf
Schlossstr. 78, 51429 Bergisch Gladbach-Bensberg
Tel: 02204-56127; Fax: 02204-911476
Mail: info@optikwolf.de
Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag: 9 bis 19 Uhr
Samstag: 9 bis 16 Uhr
Text und Fotos: Laura Geyer
Wir danken dem Bürgerportal Bergisch Gladbach, daß wir diesen Artikel verwenden dürfen
Welche Fachhändler es in Bensberg sonst noch zu entdecken gibt, lesen Sie in den nächsten Wochen in unserer Serie. Wenn Sie keine Folge verpassen wollen, können Sie hier den täglichen Newsletter „Der Tag in GL” kostenfrei abonnieren.