Nachfolgend im Wortlaut die Pressemeldung BGV Rhein-Berg e.V. 16. Oktober 2024
Festveranstaltung im Ratssaal Bensberg vom 12.10.2024
25 Jahre AK Denkmalschutz und Stadtbildpflege
Prof. Christa Reicher – Institut für Städtebau an der Universität Aachen: „Zanders-Areal hat eine Zukunft“
Seinen besonderen Dank richtete Lothar Eschbach an Thomas Klostermann, den Motor und Gründer
des Arbeitskreises, den er „als Glücksfall“ für den Geschichtsverein bezeichnete.
Das Zanders-Areal hat eine Zukunft – und zwar die Möglichkeit und Chance, zu einem der Zukunftsquartiere der Bundesrepublik zu werden. Mit dieser zentralen Aussage schloss Prof. Christa Reicher vom Institut für Städtebau an der Universität Aachen ihren Vortrag zum 25jährigen Jubiläum des Arbeitskreises Denkmalschutz und Stadtbildpflege im Bergischen Geschichtsverein.
Gut 50 Gäste hatten sich am Samstag im Bensberger Ratssaal versammelt, um der Geburtstagsfeier des rund 15 aktive Mitglieder zählenden Arbeitskreises beizuwohnen – zu der es, so BGV-Vorsitzender Lothar Eschbach, ihm eine besondere Ehre sei, die renommierte Städteplanerin, die die Zukunft von Innenstädten unter besonderer Wahrung des kulturellen Erbes beobachtet, erforscht und Lösungswege aufweist, nach Bensberg eingeladen zu haben.
Prof. Reicher zeigte sich gut vorbereitet, auch die Bergisch Gladbacher Verhältnisse zu beurteilen. Den vom BGV als erhaltenswert eingestuften Stadthäusern hatte sie einen Besuch abgestattet und aus eigener Anschauung beurteilt, dass es sich hier um charakteristische Nachkriegsbauten handelt, die stilbildend für eine Zeitepoche seien und für die Zukunft bei Auflösung der Parksituation drum herum besonders herausgestellt werden könnten. Gartensiedlungen waren ihr auch gut bekannt, doch mehr am Beispiel der Margarethenhöhe in Essen. „Gehen Sie davon aus, dass ich in zukünftigen Vorträgen besonders auf diese Gartensiedlung in Bergisch Gladbach eingehen werde, da sie mit ihrem historischen Hintergrund ein herausragendes Beispiel für die Wohnsituation vonArbeitenden in unmittelbarer Nähe ihres Arbeitsplatzes darstellt!“
Und schließlich das Zanders-Areal: Hier biete sich der Stadt eine große Chance und Herausforderung zugleich, integrativ tätig zu werden, viele Disziplinen zu vereinen und insbesondere Städtebau, der dem Bedarf an Wohnungsbau und Klimaschutz gerecht wird und zugleich die Historie bewahrt.
Vorsitzender Lothar Eschbach hatte in der Feierstunde im Beisein von Bürgermeister Stein schon die Spur gelegt: „Bergisch Gladbach ist einzigartig!
Die Paffrather Kalkmulde mit Kalkindustrie, das Jagdschloss in Bensberg, der Anspruch als Böhm-Stadt, die Strunde als fleißigster Bach, das Bensberger Erzrevier mit weltweit bedeutsamer Gezähe-Sammlung – und mühelos rekordverdächtig mit den Planungsherausforderungen!“
Die Planung der Innenstadt stehe an einer bedeutsamen Nahtstelle, einer Zäsur. „Eine Stadt, die in einem solchen Umfang Ihre Zukunft plant, kann nicht im „Grüne-Wiese-Ansatz“ planen. Die Planenden müssen sehr sorgfältig und mit großer Achtsamkeit mit der Geschichte der jeweiligen Örtlichkeit umgehen.
Das identitätsstiftende vergangener Generationen sollte angemessen erhalten, positioniert und in Wert gesetzt werden. Es ist nicht nur der Kitt, der die Generationen zusammenhält und die Stadtgesellschaft stabilisiert, sich mit „Ihrer“ Stadt zu identifizieren, am Ende erhält die Stadt auch dadurch ihr Gesicht.“
Seinen besonderen Dank richtete Lothar Eschbach an Thomas Klostermann, den Motor und Gründer des Arbeitskreises, den er „als Glücksfall“ für den Geschichtsverein bezeichnete.
Nachdem Bürgermeister Frank Stein in seiner Begrüßung das langjährige ehrenamtliche Engagement gelobt hatte und sich darüber freute, dass die Zentralwerkstatt auf dem Zanders-Areal mit insgesamt 10 Millionen Euro für die Öffentlichkeit hergerichtet wird, forderte er, „Bleiben Sie hartnäckig in Ihren Forderungen, das müssen auch meine Nachfolger ertragen“.
Der „Glücksfall“ Thomas Klostermann gab danach einen Rückblick auf die 25jährige Tätigkeit dieses Arbeitskreises, den er – in Bensberg in der Alten Burg im Kreißsaal geboren, in Frankenforst aufgewachsen und als Mitarbeiter von StadtGrün viele Jahre in der Stadtverwaltung tätig – mit etwa 12 Interessierten Ende der 1990er Jahre ins Leben rief und sich mit seinen Mitstreitern zunächst eine Bestandsaufnahme der Fachwerkbauten im Stadtgebiet vornahm.
Doch schon bald entstand zunehmend der Wunsch, alle historischen Bauwerke zu betrachten und sich für ihre Erhaltung und Pflege einzusetzen. Mit dem Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RVDL) wurde die Idee des „Denkmal des Monats“ von Köln auf Bergisch Gladbach übertragen. Damit sollten Baulichkeiten ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt werden, die herausragend, unbeachtet oder gefährdet sind. Diese überwiegend erfolgreiche Veranstaltungsreihe wurde ein wesentlicher Arbeitsbestandteil über all die Jahre mit bis heute insgesamt 19 vorgestellten Denkmälern. Als besonders spannend stellte er die drei Denkmäler Stellwerk Tannenbergstraße, Gartensiedlung Gronauer Wald und Papierfabrik Zanders heraus.
Als seinen wichtigsten Erfolg verbucht der Arbeitskreis die Aufstellung eines Denkmalpflegeplanes, den der Rat 2018 einstimmig als verbindliche Leitlinie für alle Planungen verabschiedete. Mit diesem kulturhistorischen Fachbeitrag hat Bergisch Gladbach ein Konzept und Nachschlagewerk zur Entwicklung und Steuerung kommunaler Denkmalpflege erhalten. Darüber hinaus hat der Arbeitskreis Stellungnahmen zu Bebauungsplänen geschrieben und sich erfolgreich um die Unterschutzstellung historischer Gebäude gekümmert z. B. die Rote Schule Heidkamp, den Wasserturm auf dem Quirlsberg, das alte Pfarrhaus Herrenstrunden oder der Wirtschaftshof der Burg Zweiffel. Wegekreuze wurden saniert und der Emilienbrunnen konnte am alten Standort gesichert werden. Und auch um Friedhöfe und Grabstätten kümmerte sich der Arbeitskreis. Das Fazit von Thomas Klostermann: „Nach 25 Jahren Engagement fällt mein persönliches Fazit positiv aus. Unser Einsatz hat sich gelohnt. Denn wir haben trotz des sensiblen und schwierigen Themas und trotz oft widriger Umstände viel erreicht. So ist es uns über die Jahre gelungen, die Bedeutung der Stadtgeschichte, des Denkmalschutzes und der Stadtbildpflege stärker in das Bewusstsein von Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit zu rücken. Und weiterhin ist es uns gelungen, Denkmäler vor dem Verfall zu retten, ungeschützte Kulturbauten zu Denkmälern zu entwickeln und das Stadtbild an vielen Orten positiv mitzugestalten.“ Klostermann sieht eine Mitverantwortung gegenüber kommenden Generationen, Geschichte im Stadtbild erfahrbar und Identitätsbildung möglich zu machen. Sie sollen in einer lebens- und liebenswerten Umwelt aufwachsen und leben können.
Abschließend lud er die Gäste zum Mitmachen im BGV und den Arbeitsgruppen ein.
Fotos und Text: BGV Rhein-Berg e.V. – Der Vorstand
Der Arbeitskreis tagt jeden 1. Dienstag im Monat
ab 18:30 Uhr im GeschichteLokal, Kadettenstrasse 1,
in Bensberg. An den übrigen Dienstagen steht ein
Ansprechpartner zur Verfügung. … seit 25 Jahren …