Bergische Kaffeetafel – Symbol für die Region – Hermann Kroppenberg: Einblick in die Historie

Dröppelminna – Die Bergische Kaffeetafel

gibt es in Bensberg auf Bestellung

Im Mai: Lange Tafel im Bergischen Museum

In Bensberg bieten neben dem Café Kroppenberg auch das Café Richtig, Schloßstraße 87 und Café Amelie, Schloßstraße 7, diese Köstlichkeit auf Bestellung an.

Angela und Hermann Kroppenberg – Café Kroppenberg – Foto HN

In geselliger Runde ganz gemütlich leckere Speisen genießen – von süß bis herzhaft – das zeichnet eine Bergische Kaffeetafel aus. Man sollte Zeit und auch viel Platz im Magen einplanen für dieses traditionsreiche Menü. Von leckeren Waffeln bis zum herzhaften Schinken findet sich auf der Tafel noch Allerlei was den Gaumen erfreut.

Auf dem reichlich gedeckten Tisch darf  auf keinen Fall die metallene Kaffee-Spenderin „Dröpelminna“ fehlen. Sie ist das optische  I-Tüpfelchen auf dem „Gabentisch“.

Die Bergisch Kaffeetafel ist ein kulinarisches Symbol für die Region. Sie findet man auf der Speisekarte verschiedener Cafés und Restaurants im Bergischen Land.

Was gehört alles zur „Bergischen Kaffeetafel“?

Im Café Kroppenberg, Eichelstraße 15 in Bensberg wird die Bergische Kaffeetafel mit nachfolgend genannten Speisen/Getränken serviert:

Zur Eröffnung ein original Bergischer Doppelkorn, Butter-Bauernblatz mit Rosinen, Schwarzbrot, Sauerbrot, Bergische Butterwaffeln, Rodonkuchen, Streuselkuchen, Milchreis, heiße Schattenmorellen, roher und gekochter Schinken, Holländer Käse, Quark, Wurst, Apfelkraut und Aprikosenkonfitüre, Butter, gekochte Eier, Zimtzucker und Kaffee. Alles nach Herzenslust und so viel die Gäste mögen.

Ab fünf Personen und nach Vorbestellung werden die Gäste (nur an Wochentagen) mit der bekannten Bergischen Spezialität im Hause Kroppenberg verwöhnt.

 

Das Bergische Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe hatte im Mai zur langen Bergischen Kaffeetafel eingeladen. Ausgebucht –  hieß es schnell auf der Seite des Museums. Gut gelaunt waren die Gäste, die sich am sonnigen Sonntag (28. Mai 2023) in Bensberg trafen. Sie erlebten eine Bergische Kaffeetafel „met allem Dröm un Dran“ im Schatten der Obstbäume. Der Kooperations-Partner des Bergischen Museums, das Niederbergische Museum Wülfrath, tischte  die traditionellen Köstlichkeiten auf und machte die Geschichte(n) der Bergischen Kaffeetafel rund um die „Dröppelmina“ mit Erzählen, Sehen und Schmecken erlebbar.  Die  Veranstaltung fand  im Rahmen des Projekts „Museumslabor – gemeinsam Museum gestalten“ statt.

Die lange Bergischen Kaffeetafel – Bergisches Museum in Bensberg. Fotos Helga Niekammer

Einen Blick in die Geschichte

Der Bergischen Kaffeetafel

Autor: Konditormeister

Hermann Kroppenberg

Die Art des gemütlichen Beisammenseins „Bergische Kaffeetafel“,  ist im Bergischen sehr alt. Die Leute kannten keinen Wohlstand, und wenn es etwas zu feiern gab traf man sich, und jeder brachte irgendetwas Leckeres, was gerade vorhanden war, von zu Hause mit. So erklärt sich das noch heute scheinbar unmögliche Sammelsurium bei einem Bergischen Kaffee.

Als eines der wichtigsten Utensilien bei der Tafel thront in der Mitte des Tisches die Dröppelmina (heute Dröppelminna genannt), eine bauchige Zinnkanne mit einem Hähnchen, aus dem man den Kaffee laufen lässt. Sie steht auf einem Stövchen, damit der Inhalt über die ganze Zeit schön heiß bleibt. Früher beinhaltete besagte Kanne wohl eher den Muckefuck, also einen Ersatzkaffee, der aus allen möglichen Röstprodukten gezaubert wurde. Erst später leistete man sich den wertvollen Bohnenkaffee oder eine Mischung aus beidem.

Für den ulkigen Namen (Dröpelmina – ein oder 2 n?) gibt es zwei Erklärungen. Die eine sagt, dass die Kanne, die über den Umweg durch Holland ins Bergische gelangte, als Synonym den dortigen Herrschernamen Wilhelm oder Wilhelmine (auf Mina gekürzt und deshalb mit einem „n“) erhielt.

Eine viel lustigere Erklärung ist aber die, dass die „Figur“ der Kanne mit ausladender Hüfte, gebogenen Beinen und den beiden in die Hüfte gestellten Armen an die Hauswirtschafterinnen der damaligen Zeit erinnerte, die oft genug Mina hießen, und wenn sie nicht so hießen, trotzdem so gerufen wurden. Na ja, der Wortteil „Dröppel“ rührt daher, dass das Hähnchen immer wieder durch Kaffeesatz verstopft wurde und der Kaffee deshalb nur noch dröppelte. Um dies zu unterbinden liegt der Kaffeehahn übrigens immer ein paar Zentimeter höher als der Boden.

Aber zurück zur Kaffeetafel. Sie wurde gefeiert ohne dafür einen speziellen Namen zu haben, es war einfach eine fröhliche, bergische Kaffee-Mahlzeit, zu der ursprünglich die Dinge geboten wurden, die im Bergischen heimisch waren: Wurst, Käse, Quark und Schinken, Eier, „gute“ Butter und Muckefuck, Brot, Schwarzbrot und Blatz, Bergischer Korn, auch Streusel- und Butterkuchen und natürlich die obligatorischen Bergischen Waffeln. Dazu gab es Kirschen von den eigenen Bäumen oder Pflaumenmus. Später wurde die Auswahl durch Köstlichkeiten aus Übersee, die über Holland ins Bergische gelangten, bereichert: Rosinen für Blatz, Reis und Zimt für den Milchreis, Zitronat, Orangeat und Mandeln für den Rodonkuchen, und das Wichtigste: der Kaffee. Der Phantasie waren dabei keine Grenzen gesetzt und sind es auch heute nicht.

Nachdem Anfang des letzten Jahrhunderts Ausflügler per Bahn und später per Auto die Schönheiten des Bergischen Landes entdeckten, begannen die Gastwirtschaften damit, auch dieses Bergische Kaffeetrinken „mit allem dröm un draan“ anzubieten. Dabei waren Inhalt und Name gar nicht so sehr festgelegt. Ob „Bergisches Kaffeetrinken“ oder „Kaffeetafel“, alles ist auf alten Speisekarten zu finden. Und man langte zu!

Dabei spielte die Reihenfolge des Schmausens eigentlich keine Rolle. Jeder aß gerade das, was ihm schmeckte, und das musste beileibe nicht von allem etwas sein.

Auf einem Handzettel vom Café-Restaurant Haus Hummelsbroich, der aus der Zeit zwischen den Kriegen stammt, findet man eine Portion Kaffe, (sie enthielt vier Tassen – wohlgemerkt für eine Person!) und Blatz (zwei große Scheiben), Schwarzbrot (auch zwei Scheiben) mit reichlich Butter (schön geformt aus einem Holzmodel) und Aprikosenmarmelade. Alles zusammen für 90 Pfennig!

Nach dem Krieg nahm die Bergische Gastronomie die in Vergessenheit geratene Kaffeetradition wieder auf, und mehr und mehr setzte sich dafür die Bezeichnung „Bergische Kaffeetafel“ durch. Heute betrachtet man oft die Zutatenliste als heilige Tradition, die sie aber in Wirklichkeit, wie wir sahen, gar nicht ist. Und ob das obligatorische Gläschen Bergischer Korn am Anfang zur Auflockerung gereicht wird oder als Verdauungsschnäpschen zum Schluss – oder gar beides – das bleibt der individuellen Phantasie der Gastgeber oder der Gäste überlassen.

Reichlich Zeit, ein aufnahmefähiger Magen und gute Laune sollte aber immer mitgebracht werden.

Viel Spaß und guten Appetit!

 

Beitrag/Fotos Helga Niekammer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Author: Helga Niekammer

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