Zum Tode von Dr. Ursula Abels

Ich (Helga Niekammer) sehe Frau Dr. Abels in Gedanken vor mir. Sie kommt gerade in die Lokalredaktion der Bergischen Landeszeitung. Im Korb dabei hat sie eine umfassende Auswahl an neuer Kinderlektüre. Kost vom Feinsten. Für jedes Buch hat sie gekämpft, damit es in die Reihe der vorgestellten Bücher aufgenommen wurde. Sie war damit sehr erfolgreich, aber auch hartnäckig. Ich erinnere auch an die Lesung im PP im Jahre 2013. (Foto) Es war ein Abend im zarten Licht – eine Märchenstunde – mit Werken von Frau Abels. Ich wünsche ihr einen Platz mit Aussicht auf der Wolke und viele Bücher dazu. Gute Reise R.I.P.

 

„Eiserne Lady“ mit ansteckender Lebensfreude:

Zum Tode von Dr. Ursula Abels

 

Text und Foto: Gerd J. Pohl

(von der Familie der Verstorben autorisiert)

Für ihren nicht enden wollenden Einsatz für das Theater, die Kunst und die Literatur und vor allem auch für die kulturelle Teilhabe von Kindern und Jugendlichen wurde sie bewundert und geliebt – und von manchem in Stadtrat und Verwaltung auch gefürchtet. Nach einem erfüllten Leben ist Ursula Abels nun gestorben. Sie wurde 93 Jahre alt.

Geboren wurde Ursula Abels am 17. Februar 1929 in Frankfurt am Main, ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie in Berlin. Nach dem Studium und der Promotion über das „Wesen der Kunst- und Volksmärchen“ arbeitete sie als Rundfunk-, Fernseh- und Zeitungsjournalistin und kam schließlich nach Bergisch Gladbach, wo sie vor allem mit dem Aufbau eines regelmäßigen Theaterangebots betraut war – wahrlich keine einfache Aufgabe in einem Ort ohne eigenes Schauspielensemble und in der Nachbarschaft der Metropole Köln mit ihrem kulturellen Überangebot. Als Literatur- und Theaterreferentin stand sie 18 Jahre lang in den Diensten der Stadt und hat in dieser Zeit nicht nur für ein hochkarätiges Theaterprogramm gesorgt, sondern auch die alljährlichen Kinder- und Jugendbuchausstellungen initiiert und 1989 maßgeblich dazu beigetragen, dass Bergisch Gladbach sein eigenes Figurentheater bekommen hat, den Bensberger Puppenpavillon. Kulturelle Angebote, so das Credo von Ursula Abels, müssten unterhaltsam, volksnah und niedrigschwellig sein – nur dann bekäme man auch kunst- und literaturferne Schichten ins Theater oder die Bücherei und könne sie langfristig an Anspruchsvolleres gewöhnen. Diesen Standpunkt wusste sie vehement gegen jene zu verteidigen, die die Nase rümpften, wenn Ursula Abels einen Schwank mit Willy Millowitsch, Boulevard-Gastspiele oder sonstige leichte Muse in die Stadt holte. Ein Das-geht-Nicht gab es für sie nicht, auch nicht in finanzieller Hinsicht, und reichte einmal wieder der städtische Säckel nicht aus, war sie es, die sich höchstpersönlich – stets erfolgreich – auf die Suche nach Sponsoren machte. Eine „eiserne Lady“ wurde sie ob ihres Durchsetzungsvermögens halb scherzhaft, halb voller Bewunderung im Stadthaus genannt, und auch nach ihrer Pensionierung mischte sie noch rege mit im Bergisch Gladbacher Kulturleben. Besonders im Puppenpavillon wären viele Dinge ohne ihre Unterstützung niemals möglich gewesen. Der Förderverein des Theaters danke es ihr 2011 mit einer Ehrenmitgliedschaft. Gegen die Auflösung des städtischen Kulturamtes indes war selbst sie machtlos – „ein Stachel in meinem Fleisch“, wie sie noch viele Jahre später bemerkte.

Seit ihrer Studienzeit bereits sammelte Ursula Abels Kinder- und Jugendbücher, die deutschen Märchen waren ihr persönliches Steckenpferd. Ihre Sammlung von wertvollen Erst- und Frühausgaben umfasst mehrere Tausend Bände. Auch selbst veröffentlichte sie zahlreiche Bücher, darunter die überaus erfolgreichen Anthologien „Die Engel im Himmel hört man sich küssen“ und „Breit aus die Flügel beide“, aber beispielsweise auch einen Band mit Briefen ihrer Freundin Käthe Kruse, der weltbekannten Puppenmacherin. Bis ins hohe Alter hinein gestaltete sie Märchen-Hörbücher, wobei es ihr ein besonderes Anliegen war, auch in Vergessenheit geratene Autoren wie Ernst Wiechert oder Manfred Kyber wieder ins Bewusstsein des Publikums zu rücken.

 

Auch eigene Märchen sprach Ursula Abels auf CD ein. Die Cover dieser Veröffentlichungen wurden vom bekannten Bergisch Gladbacher Künstler Eckard Alker gestaltet, Abels-Tochter Tamara Hasselblatt sorgte als Pianistin für die Musik. Bis vor wenigen Jahren gab Ursula Abels sogar noch Live-Lesungen in „ihrem“ Puppenpavillon. Dann irgendwann reichten die Kräfte nicht mehr dafür.

Am frühen Morgen des 6. Oktober 2022 ist Ursula Abels in ihrem Haus nahe Rommerscheid gestorben. Sie hinterlässt ihren Ehemann Michael, mit dem sie 57 Jahre lang alle Höhen und Tiefen des Lebens geteilt hat, und sechs Kinder; ein siebentes wartet  bereits im Himmel auf sie. Die Menschen in Bergisch Gladbach haben ihr viel zu verdanken – sie hinterlässt bleibende Spuren.

Tragendes Bild im PP – Helga Niekammer

Author: Helga Niekammer

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